CR in Klein(st)unternehmen:

Nachhaltigkeit kennt keine Unternehmensgröße

Hanna Stimpfl

Der Begriff “Corporate Responsibility” (CR) wird oft mit großen Konzernen in Verbindung gebracht. Doch CR ist kein Konzept, das ausschließlich für Großunternehmen reserviert ist. Ein Kleinstunternehmen ist definiert als ein Unternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten und einem Jahresumsatz oder einer Jahresbilanzsumme von höchstens 2 Millionen Euro. Der charmante Späti um die Ecke, das beliebte Café in der Nachbarschaft oder ein handwerklicher Betrieb, der in der Region tätig ist, sind nur wenige Beispiele von vielen für solche Unternehmen. 

Im Jahr 2021 zählten mit knapp 3,2 Millionen die überwiegende Mehrheit (99,3 %) der Firmen in Deutschland zu den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Davon wurden 2,6 Millionen als Kleinstunternehmen eingestuft (Statistisches Bundesamt, 2021).  Klein- und Kleinstunternehmen sind daher äußerst relevante Protagonisten auf dem Wirtschaftsmarkt und spielen eine entscheidende Rolle im sozialen und nachhaltigen Alltag. Als lokal verankerte Akteure des Wandels sollten und können sie Verantwortung für die Gesellschaft und ihre Mitarbeitenden übernehmen, indem sie nachhaltige Praktiken in ihre Geschäftsmodelle integrieren. 

 

Warum ist CR auch für Klein- und Kleinstunternehmen von Bedeutung? 

Megatrend Nachhaltigkeit: In Zeiten des Klimawandels achten immer mehr Menschen darauf, wie viel Verantwortung ein Unternehmen übernimmt. Die Gesellschaft verlangt zunehmend Transparenz darüber, wie sich die Arbeit eines Unternehmens auf die Umwelt und die Gesellschaft auswirkt. KundInnen, InvestorInnen und andere Stakeholder sind interessiert daran, welche Maßnahmen Unternehmen ergreifen, um negative Folgen zu vermeiden und positive Effekte zu erzielen. 

Trickle-Down-Effekt und indirekte Pflicht zur Berichterstattung: Klein- und Kleinstunternehmen können automatisch mit der CSR-Thematik konfrontiert werden, wenn ihre GeschäftspartnerInnen berichtspflichtig sind. Sie müssen sich mit ihren sozialen und Umweltauswirkungen auseinanderzusetzen, um den Anforderungen ihrer größeren GeschäftspartnerInnen gerecht zu werden. Dies führt zu einem indirekten Druck zur Berichterstattung und zur Implementierung von ESG-Maßnahmen. ESG steht dabei für Environment (Umweltschutz), Social (soziale Gerechtigkeit) und Governance (Unternehmensführung). 

Nachhaltigkeit bietet Klein(st)unternehmen die Möglichkeit, ihre Werte zu demonstrieren, ihr Image zu verbessern und langfristige KundInnenbeziehungen aufzubauen. Häufig leben sie diese Werte bereits, ohne sie ausreichend zu kommunizieren. Beispielsweise könnte ein(e) BäckerIn bereits stromsparende Elektrogeräte verwenden, die mit Ökostrom betrieben werden, oder der kleine Kiosk hat bereits ein Pfandsystem für seinen nachhaltigen Kaffee etabliert. Indem sie solche Maßnahmen offener kommunizieren, können sie das Bewusstsein ihrer KundInnen für ihr Engagement für Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung stärken. Durch den Einsatz nachhaltiger Geschäftspraktiken und einer transparenten Kommunikation darüber können Klein(st)unternehmen nicht nur zur Lösung gesellschaftlicher und ökologischer Probleme beitragen, sondern auch langfristig wirtschaftlichen Erfolg sichern. 

 

CSRD auch für die Kleinsten

Nicht alle KMU und Kleinstunternehmen sind gesetzlich dazu verpflichtet, Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen.  (Mehr Infos in unserem Blogartikel zum CSRD. ) Allerdings liegt aufgrund des oben beschriebenen “Trickle-Down-Effekts” ein gewisser Druck auf den Unternehmen, Nachhaltigkeitsinformationen offenzulegen. Diese zusätzlichen Anforderungen können zu einer Belastung führen. Um dieses Problem anzugehen, entwickelt die EU-Kommission einen freiwilligen Standard namens “Voluntary Sustainability Management Essentials” (VSME). Der VSME zielt darauf ab, KMU dabei zu unterstützen, ihre Nachhaltigkeitsziele und -projekte einfacher zu dokumentieren und gegenüber verschiedenen Stakeholdern zu kommunizieren. Als freiwilliges Instrument soll der VSME KMU Orientierung bieten und ihre Informationsbedürfnisse adressieren, insbesondere im Hinblick auf Auftrags- und Kreditvergaben sowie ihre Rolle in den Lieferketten anderer Unternehmen. Während der öffentlichen Konsultationsphase bis zum 21. Mai 2024 haben KMU und andere Interessierte die Möglichkeit, Feedback zum Entwurf zu geben. Dieser ist in drei Module gegliedert und enthält Kriterien zu Themen wie Umwelt und Soziales. Nach Abschluss der Konsultation wird voraussichtlich die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) den Entwurf des VSME überarbeiten. Den aktuellen Entwurf und weiter Informationen gibt es hier. 

 

 

 

 

 

 

  

Quellen: